Dr. med. univ. Christoph Holzer, Facharzt für Urologie und Andrologie, Arzt für Arbeitsmedizin (ÖÄK Diplom ), ÖÄK Diplom für Akupunktur

Dr. med. univ. Christoph HOLZER
Facharzt für Urologie und Andrologie
ÖÄK Diplom für Akupunktur

Arzt für Arbeitsmedizin (ÖÄK Diplom)
Externer Gutachter der PVA

Transrektale Prostatastanzbiopsie

Für die Prostatabiopsie gibt es verschiedene Verfahren. Standard ist heute die transrektale Prostatastanzbiopsie unter Ultraschall - Kontrolle, das heißt das Ausstanzen dünner Gewebezylinder durch eine Nadel vom Mastdarm aus, deren Lage mittels Ultraschall kontrolliert wird. Dies erleichtert die gezielte Entnahme von Proben aus verschiedenen Stellen der Prostata und ermöglicht die Messung des Prostatavolumens. Da sich Bereiche, die bei der DRU auffällig waren, nicht unbedingt auch im TRUS abgrenzen lassen, kann es sinnvoll sein, dort unter Tast-Kontrolle weitere Proben zu entnehmen.

Vor dem Eingriff dient das Erheben der Anamnese (Vorgeschichte) vor allem dazu, erhöhte Risiken für Komplikationen (s.u.) im Voraus zu erkennen, um dagegen vorzubeugen. Die Anamnese betrifft insbesondere das Herz-Kreislauf-System, die Blutgerinnung, den Stoffwechsel und das Immunsystem (z.B. Herzerkrankung, Bluthochdruck, gerinnungshemmende Medikamente, Diabetes mellitus, Implantate, Transplantation, Allergie, HIV-Infektion).

Die Stanzbiopsie soll unter Antibiotikaschutz erfolgen, das heißt, man nimmt vorsorglich kurzzeitig ein Antibiotikum ein, um das Risiko einer Infektion durch Darmkeime zu vermindern. Weitere Maßnahmen vor oder während des Eingriffs wie eine Narkose sind nur selten nötig. Das örtliche Einspritzen von Betäubungsmitteln (Infiltrationsanästhesie) vermindert zwar mögliche Schmerzen, ist jedoch mit weiteren Vorsorgemaßnahmen wie dem Legen einer Infusion verbunden. Ähnliches gilt auch für die Gabe von Schmerz- und Beruhigungsmitteln (Analgosedierung).

Zur Biopsie wird die Ultraschallsonde in den Mastdarm eingeführt (Abb. 1). Sie enthält einen Kanal, durch den sich die Biopsienadel in den Zielbereich vorschieben lässt. Das Ausstanzen der Gewebezylinder selbst erfolgt mit einem speziellen Apparat blitzschnell und damit kaum spürbar, nur ein Klick ist zu hören.

Ultraschallgesteuerte Gewebeentnahme aus der Prostata
 

So sollen nach einem festen Schema in der Regel 10-12 Gewebezylinder entnommen werden, oder mindestens sechs (Sextantenbiopsie), falls dies wegen einer sehr kleinen Prostata nicht möglich ist. Zusätzlich kann eine Entnahme aus tastbaren Knoten oder anderen verdächtigen Bezirken infrage kommen. Jede Probe kommt in ein separates Gefäß (Abb. 2), und ihr Entnahmeort wird genau notiert, damit die Befunde später zugeordnet werden können.

Sammelröhrchen für die einzelnen Gewebeproben und Ultraschallkopf mit Biopsienadel
 

Nach der Biopsie dürfen Sie sich ein, zwei Tage schonen. Ein leichtes Druckgefühl kommt oft vor, nur gelegentlich ist ein Schmerzmittel nötig. Ebenso wenig beunruhigend sind geringe Blutauflagerungen auf dem Stuhl sowie Blutbeimengungen zum Sperma und zum Urin. Sie sollten viel trinken, um die Harnwege zu spülen. Und bitte beachten Sie, vor allem direkt nach dem Eingriff, dass Medikamente Ihre Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen einschränken können.

 

Mögliche Komplikationen der Biopsie

Die transrektale Prostatastanzbiopsie ist ein relativ einfacher und sicherer Eingriff. Komplikationen sind insgesamt selten. Sie können jedoch eine weitere medikamentöse oder operative Behandlung erforderlich machen. Bei ersten Anzeichen dafür sollten Sie sich sofort an Ihren Arzt wenden. Hier die wichtigsten:

Blutungen: Als Zeichen für die Verletzung eines größeren Blutgefäßes kann eine starke Blutung aus dem Darm oder der Harnröhre auftreten. Hingegen spricht eine anhaltende Blutbeimengung zum Urin (länger als etwa zwei Wochen) oder zum Sperma (länger als etwa vier Wochen) für eine verzögerte Wundheilung.

Entzündungen: Trotz Antibiotikaprophylaxe (s.o.) verursachen verschleppte Darmkeime manchmal Infektionen wie einen Harnweginfekt oder eine Prostataentzündung. Diese können sich abkapseln (z.B. zu einem Prostataabszess) oder auch ausbreiten. Vor allem starke Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost sind ernste Krankheitszeichen.

Allergie: Solche Überempfindlichkeitsreaktionen, zum Beispiel gegen ein Betäubungsmittel oder ein Antibiotikum, können sich mit Hautausschlag, Juckreiz, Schwindel oder Atembeschwerden äußern.

Akute Harnverhaltung: Die Harnentleerung ist plötzlich unmöglich, so dass die Blase schmerzhaft überdehnt wird. Mögliche Ursachen sind das Verstopfen des Blasenausgangs mit Blut oder eine Schwellung der Prostata, ähnlich wie bei der gutartigen Prostatavergrößerung .

Befunde und ihre Aussagekraft

Die Gewebeproben werden aufgearbeitet und von einem Pathologen mit dem Mikroskop histologisch (feingeweblich) untersucht. Bei krankhaften Veränderungen (positive Biopsie) kann er deren Art bestimmen, so auch die Malignität (Bösartigkeit) eines Tumors. Zudem sind Rückschlüsse auf die örtliche Ausdehnung möglich, wenn die Entnahmeorte der Proben bekannt sind.

Die Aussagekraft des histologischen Befunds wird eingeschränkt durch die Tatsache, dass die Biopsie immer nur Teile der Prostata erfasst. So lässt sich zum Beispiel bei einer positiven Biopsie die Ausbreitung eines Prostatakarzinoms erst nach einer Operation sicher beurteilen.

Ist hingegen kein krankhaftes Gewebe nachweisbar (negative Biopsie), so kann dies bedeuten, dass tatsächlich keines vorhanden ist (richtig negatives Ergebnis), oder aber, dass es nicht getroffen wurde (falsch negatives Ergebnis). Und das obwohl beispielsweise der PSA-Wert erhöht oder ein Knoten tastbar ist. Die Biopsie kann also ein Prostatakarzinom nicht mit absoluter Sicherheit ausschließen.